Unbekanntes Mitgliedsland Bulgarien :
In Österreich weiß man so gut wie nichts über die realen Zustände in den anderen EU-Mitgliedsländern. So ist auch über die „Entwicklung“, die das Balkanland Bulgarien, seit es sich dem EU-Regime und der NATO ange- schlossen hat, nichts bekannt .
Die Medien bringen nur Schönwetter-Nachrichten, die dramatische Wirklichkeit bleibt ausgeklammert. Lediglich aus Griechenland hört man dann und wann von lautstarken Demonstrationen. Dass die bulgarische Jugend monatelang mit friedlichen Demonstrationen rund um das Parlament in Sophia voller Ver- zweiflung auf die unerträglichen Verhältnisse im Land hinwies, war den Main- stream-Medien hierzulande (in Österreich) bislang kaum eine Zeile wert. So ist auch Unwissen Macht, wenn man dicht und die Wahrheit unter Verschluß halten kann.
Als mit der Sowjetunion der Kommunismus in Bulgarien im Jahr 1989 zu- sammenbrach, blühte das Land im Vergleich zu heute noch, es hatte eine funktionierende, selbständige und eigene Infrastruktur, eine leistungsfähige Landwirtschaft, eine durchschnittlich entwickelte Industrie und eigene Produkti- on in vielen Lebensbereichen.
Plötzlich vom bis dahin wichtigsten Partner Sowjetunion alleine gelassen, ver- suchte die bulgarische Regierung nun, ohne diese wesentliche Stütze aus der Vergangenheit in den 1990-er Jahren nach eigenem Gutdünken das Staats- schiff zu lenken. Das endete, mangels marktwirtschaftlicher Erfahrungen, aber fatal in einer unglaublichen Inflation : Am Anfang 1997 lag die Relation zum Dollar noch bei 1: 500 lv , ab Mitte Februar stürzte die Relation innerhalb von 2 Monaten auf 2.936 lv . ( Anmerkung der Redaktion : Die Währung Bulgariens ist Lew. – Mehrzahl = Lewa - lv. – 1 Lew = 0, 509 Euro)
Ein wirtschaftliches Desaster war die Folge, das sich dann bald unerträglich in einer Inflationsrate von bis zu 900 Prozent niederschlug. Zu Ende der 1990-er Jahre mußten mehr als ein Dutzend Banken in Bulgarien Konkurs anmelden, (Neuankömmlinge aus Österreich haben das erwartete Eldorado dort auch noch nicht ge- funden) , die Staatsverschuldung stieg ins Unermessliche und die Devisen-Re- serven schmolzen dahin. Das Volk war am Rand eines Bürgerkriegs.
Erst im April 1997 gelang es, den Wechselkurs zum Dollar auf bis zu 1.578 Leva je US-Dollar, zu verbessern. Die Übergangsregierung unter der Führung von Iwan Kostov schaffte es, die Inflation einzudämmen, sie führte eine Wäh- rungsreform durch und strich die letzten drei Stellen von jedem Preis.
Als dann der Glanz der zwölf Sterne auf der EU-Fahne auch im Balkanland erstrahlte, fanden sich bald unter den nunmehr als Sozialisten auftretenden Alt-Kommunisten genügend Volksvertreter, die ihr Heil in der Flucht zu einem potenten neuen Partner, eben der EU, erblickten.
Aus eigener Kraft hätte die unter Misswirtschaft sowie unter einem korrupten Staatsapparat und mit einer bankrotten Banken- und Finanzwelt dahinstolpern- de Volkswirtschaft die EU-Aufnahme-Bedingungen nie geschafft, wären da nicht „Fürsprecher“ aufgetreten, die Interesse hatten, die Schwäche des Landes für eigene Ziele zu nutzen und in der Folge vermutlich auch ein Interesse daran hatten, der neu aufkeimenden Wirtschaftsmacht EU ein faules Ei ins Nest zu schubsen.
Der Zufall wollte es, dass damals gerade der verheerende Jugoslawien-Krieg wütete, der hatte seine eigenen Gesetzmäßigkeiten. Man erzählt sich, dass von Seiten der kriegführenden Mächte, das waren die „Freedom and Demo- cracy“ (=USA durch die NATO), der in Bulgarien herrschenden Polit-Kaste, die auf der Suche nach neuen Partnern war, die sie aus der Misere herausholen können. Es wurde angeboten, ein „gutes Wort“ dafür einzulegen, dass Bulgari- en darauf hoffen dürfe, dass entweder ihr EU-Beitritts-Ansuchen oder die Auf- hebung der Visumpflicht in die USA für auswanderwillige Bulgaren wohlwol-
lend behandelt würden. Die Bedingung : Bulgarien müsse den Bombenfliegern der NATO für die Zer- trümmerung Jugoslawiens im Kampf gegen Serbien Überflugrechte einräumen. (Anm. der Red. : Daß diese Aktion als Ganzes völkerrechts-widrig war, ist immer bekannt gewesen. Wird na- türlich von den systemgesteuerten „Medien“ nicht breitgetreten.
– Sehenswert : >> http://www.youtube.com/watch?v=ydLINQBOF1U Dauer 44 sec )
Gesagt, getan : Ministerpräsident Iwan Kostov gelang es, ohne große Schwie- rigkeiten, in Geheimverhandlungen für sein Land die Annäherung an die EU zu erreichen und wurde dafür zum Volkshelden auf Zeit.
Tatsächlich war Bulgarien, ebenso wie Rumänien, aus vielerlei Gründen für eine EU-Vollmitgliedschaft zum damaligen Zeitpunkt in keiner Weise gerüstet und entspricht vermutlich auch heute, viele Jahre danach, nicht den dafür gül- tigen Aufnahme-Bedingungen.
„Bulgarien begann im Vergleich zu anderen Staaten des ehemaligen Ost- blocks erst sehr spät mit der Einführung marktwirtschaftlicher Reformen und der Aufnahme von Kontakten zu internationalen Finanz-Institutionen“ , be- schreibt ein Artikel „Der lange Weg zur Demokratie“ in einer deutschen In- ternet-Zeitung ( http://www.sibilla-egen-schule.de/konflikt/bulgar/bulgar.htm ) die schwierige Situation.
Haupt-Problemzonen sind die seit Jahren darniederliegende Wirtschaft, die überbordende Korruption, eine mangelhaft arbeitende Justiz, die der bekannt hohen Kriminalität im Lande keine Grenzen setzen kann – und vielleicht auch nicht will.
Grenzen setzte lediglich die EU, die den europäischen Arbeitsmarkt gegen Lohn-Dumping durch das extrem niedrige Lohnniveau der Bulgarien vor Mas- seneinwanderung schützte. Anders als bei dem Kapital, das keine Behinde- rungen hatte – wurde die Freizügigkeit der Menschen zum Schutz der EU- Arbeitsplätze vor den hungrigen Bulgaren bis Jänner 2014 weitestgehend un- terbunden.
Das Lohnniveau in Bulgarien ist bis heute so niedrig, das niedrigste in Euro- pa, dass sogar chinesische Firmen einzelne Aufträge auf Bulgarien übertra- gen. Ein Arbeiter, mit oder ohne Familie, muß mit rund 400 € oder auch we- niger auskommen. Besonders schlecht geht´s den Alten. So bekommen tau- sende Pensionisten, die jahrzehntelang brav unter dem kommunistischen Re- gime gearbeitet haben , heute oft nur 70 € im Monat, müssen aber bei den neu ins Land eingezogen Firmen wie Billa, Lidl, Kaufland, Hofer, usw. für alle Waren ganz normale EU-Preise bezahlen.
Da dafür nicht genug Geld da ist, geht´s auch der Wirtschaft schlecht. Einer der das zuletzt erkennen mußte, war der österreichische Baumarkt-Gründer Karlheinz Essl, der seine verlustreichen Baumärkte im Raum schließen muß- te. Auch die Telekom Austria hat sich mit dem Erwerb des Handy-Netzes Mobitel eher schlecht in den bulgarischen Kommunikationsmarkt eingekauft : Ein Handel, der auf Kosten der damaligen Telekom-Eigner (ÖIAG und Private) vor allem den Zwischenhändlern in Österreich Martin Schlaff, Josef Taus, Herbert Cordt und dem Zwischenfinanzier BAWAG ( Einkauf ohne Besicherung, vermittelt durch Helmut Elsner um ca. 600 Millionen , Verkauf um 1,6 Milliarden Euro) einen Gewinn in Höhe von etwa einer Milliarde Euro gebracht hat, was der finanziellen Situation der Telekom bis heute nachhaltig geschadet hat.
Das ganze Land am Schwarzen Meer dreht sich auch in der EU in einer riesigen Abwärts-Spirale. War die Industrieproduktion schon in den achtziger Jahren so dramatisch gesunken, dass der Lebensstandard rapid zurück ging, so leben heute nahezu 90 % der Bulgaren unter dem EU-Existenz-Minimum.
Das hat weitreichende Folgen : Die Jugend und die Intelligenz, die mit weni- ger als 400 Euro nicht leben kann und will, wandert aus. Die Universitäten und die Bildungseinrichtungen darben, die einst mit enormen Exporten blühen- de Landwirtschaft ist seit der Privatisierung für die Einheimischen, die jetzt von Importen mit billigster Ramsch-Ware aus dem Supermarkt leben müssen, nicht mehr erreichbar, der Bio-Sektor unerschwinglich.
Viele sprechen von Genozid, denn nichts funktioniert mehr, das ganze Land wird von In- und Ausländern ausgeplündert, Briten kaufen ganze Dörfer, die USA nützen in der unmittelbaren Nähe von Städten liegende Stützpunkte für hochgiftige Sprengungen ihres alten Kriegs-Materials, was die Gegend weit- räumig und nachhaltig verstinkt und den Leuten Kopfweh macht. Jeder macht, was er will. Auch die eigenen Leute, vor allem die Politiker. Sie greifen gerne zu, – wenn rar, aber doch – , EU-Gelder für Infrastruktur-Investitionen ins Land kommen. Eigennutz geht eben vor Gemeinnutz. Das alte Lied. (In Bul- garien gibt es viele hervorragende Chöre. ☺)
Obwohl man sich von der EU sagenhafte Bereicherung versprach, gibt es nicht wenige, die behaupten, dass selbst das ärmste Land der EU mehr ins blaugoldene Füllhorn hineinbezahlt als es aus diesem herausbekommen hat.
Die Hoffnungen der kleinen Leute haben sich nicht erfüllt : Sie erwarteten sich Obrigkeits-gläubig ein positives Einwirken des mit Bulgarien traditionell verbandelten Adeligen ( Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha ) , der sich nach Abzug der Krypto-Kommunisten und beim Sternengefunkel der EU ( ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ) unerwar- tet aus dem spanischen Exil wieder im Lande an der Donau blicken und sich mit viel Kaisergelb und einer von ihm begründeten Partei entsprechend hofieren ließ – fürstliche Großtaten – aber außer für ihn selbst, schaute dabei nichts raus : Er konnte sich fast alle seine von den Kommunisten verstaat- lichten Besitzungen wieder zurückholen.
Jetzt ist Bulgarien personell und finanziell ausgeblutet, eigentlich „reif für die Übernahme“ durch die neuen Glücksritter, die sich als „Retter“ mit dem Ster- nenbanner (die goldenen Sterne auf blauem Hintergrund sind ursprünglich einem Madonnen-Porträt entlehnt) gerieren oder mit Rettungsschirmen wie in Griechenland viel Wind machen und bei den nach fünfhundert Jahren Türken-Herrschaft, Krieg und Kommunismus völlig dezimierten und abgestierten Bulgaren erneut abkassie- ren. Wie z. B. die niederösterreichische EVN, die ihre Balkan-nahe Geschäfts- politik im fernen Land als Strom-Monopolist so hart nützt, dass es schon zu einer Art Hunger-Revolte der Stromkunden kam, weil sie die Rechnungen der
„neuen Freunde“ aus Europa ( EVN heißt offenbar auch E UROPA V ERNÜNFTIG N UTZEN ) nicht mehr bezahlen konnten. ( Anm. d. Red. : EVN ist der Strom-Anbieter in NÖ. E NERGIE V ERNÜNFTIG N UTZEN . Hieß früher – vor dem EU- Globalisierungs-Zeitalter – NEWAG = N iederösterr. E lekrizitäts- W erke – A ktien - G esellschaft ) (Anm. d. Red. : >> http://kurier.at/wirtschaft/unternehmen/bulgarien-evn-autos-in-brand-gesteckt/3.340.657 )
Ende erster Teil. ( Wird mit einem Teil 2 fortgesetzt )
Autorin ist Svetlana P., 29 Jahre alt, derzeit in Wien. ( Sie schrieb diesen Bericht im Mai 2014 )
✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Als 2004 eine ganze Reihe Ostländer (Ungarn, Estland, Lettland, usw.) zur EU kamen : Schreibt nun der politisch gesteuerte Staats-Sender (ORF), daß kaum eine von den damaligen befürchteten Prognosen eintrat. >>> http://orf.at/stories/2227828/ Von den EU-Beitritts-Lügen aus dem Jahre 1994 (Im Zuge der österr. Beitritts-Ab- stimmung) schreibt er ja nix, dieser gleichgeschaltete Zensur-Sender.
Einige erinnern sich vielleicht noch an eine TV-Aussage von Ex-BK W. Schüssel – vor dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien (2007) : „Wir müssen diese Länder reinholen in die EU, um deren Lebensstandard anzuheben.“ – Bald werden wir jedoch deren Lebensstandard erreicht haben – anstatt daß der dortige Lebensstan- dard angehoben wird !! (Mit anderen Worten : Wir werden „herangeführt“ an den Lebensstandard von Ländern wie Rumänien und Bulgarien !!) Einige Quer-Verweise von damals zum Thema :
http://www.news.at/a/marzipan-eu-rumaenien-bulgarien-lebkuchen-karte-159374
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20051229_OTS0129/bundeskanzler-wolfgang-schuessel-bulgarien-ist-ein-hoffnungsland-fuer-oesterreich
http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-ratspraesidentschaft-oesterreich-sieht-eu-perspektive-fuer-den-balkan/2593942.html
http://www.vol.at/eu-beitrittsvertraege-bulgarien--rumaenien-fix/vol-news-yvhunnius-20050412-011352
Der – unserer Meinung nach – völlig realitäts-fremden Schüssel-Aussage sei noch zu entgegnen : Wenn ich ein Rennpferd und einen Ochsen zusammenspanne, wird der Ochse n i c h t schneller – sondern das schnelle Pferd langsamer !!! (Genauso ist es in der EU mit den Ländern, die doch eine zu sehr verschieden starke Wirt- schafts-Leistung aufweisen. – Jeder Ökonom kann dies erklären / begründen, die „Politische Klasse“ sieht das offenbar etwas anders. – Ja, lege ich die Gesunden und die Kranken in ein Bett, werden auch die Gesunden krank. Das ist die Wahrheit !!)
Ach ja, da fällt uns ein, was uns eine rumänische Pflegerin vor einiger Zeit er- zählte : „Meine Eltern und alle meine Verwandten sagen, daß wir seit dem EU- Beitritt nun noch ärmer geworden sind."
Zum Abschluß ein Bericht aus einem weiteren EU-Land aus dem ehemaligen Ostblock :
Im Zuge der E U -Ost-Erweiterung traten mit Wirkung 1. Mai 2004 Estland und 9 weitere Länder der E U bei. Hier ein Gast-Kommentar eines Bürgers aus Estland :
EU betreibt neue Art von Kolonialismus.
MEINE HEIMAT ESTLAND ist Jahrhunderte lang von verschiedenen Eindringlingen geplündert worden, zuletzt von den Russen, und dann endlich wurden wir mehr oder weniger selbständig. Den Größenwahn haben wir beim Sowjet-System schon einmal erlebt, und jetzt kommt es vom Westen wieder, denn manche Griffe von Moskau und Brüssel sind einander ähnlicher als zwei Tropfen Wasser ! Die EU-Ost-Erweiterung ist nichts anderes als ein klassisches Beispiel der neuesten Art des Kolonialismus, des Finanz-Kolonialismus. Heute braucht es keine Gewehre und Kämpfe mehr, sondern man bedient sich bilateraler und anderer Verträge. Die Bürger brauchen nicht mehr getötet zu werden.
Es ist viel „besser“, durch sogenannte „Hilfsprogramme“ die örtlichen Einwohner zu Schuldnern und damit abhängig und hilflos zu machen ! Weil wir alle unvermeidlich Verbraucher und Käufer sind, erzielt man durch uns viel mehr Gewinn, wenn wir leben. Unser Landesinneres und die besseren Grundstücke an der Küste sowie die konkurrenzfähigen Firmen sind fast alle in ausländischer Hand, so auch Bahn und Telekom-Firmen. Unsere größten Banken gehören schon lange den Schweden, und unsere Landwirtschaft ist gelähmt, wenn nicht vollkommen zerstört. Das Sowjet-Imperium wiederholt sich mit der EU, ist jetzt nur anders – west- modisch – gekleidet. Tõnis Tulp, Viljandi, Estland.
Herr Tulp war als Vortragender zu Gast in Österreich, er schrieb für das E U -kritische Magazin „Wegwarte“ , weiters den obigen Leserbrief in der „Kleinen Zeitung“ Graz am 12. Jän - ner 2006.
¸ www. nachdenk-seite. at ž
http://www.nachdenk-seite.at/
In Österreich weiß man so gut wie nichts über die realen Zustände in den anderen EU-Mitgliedsländern. So ist auch über die „Entwicklung“, die das Balkanland Bulgarien, seit es sich dem EU-Regime und der NATO ange- schlossen hat, nichts bekannt .
Die Medien bringen nur Schönwetter-Nachrichten, die dramatische Wirklichkeit bleibt ausgeklammert. Lediglich aus Griechenland hört man dann und wann von lautstarken Demonstrationen. Dass die bulgarische Jugend monatelang mit friedlichen Demonstrationen rund um das Parlament in Sophia voller Ver- zweiflung auf die unerträglichen Verhältnisse im Land hinwies, war den Main- stream-Medien hierzulande (in Österreich) bislang kaum eine Zeile wert. So ist auch Unwissen Macht, wenn man dicht und die Wahrheit unter Verschluß halten kann.
Als mit der Sowjetunion der Kommunismus in Bulgarien im Jahr 1989 zu- sammenbrach, blühte das Land im Vergleich zu heute noch, es hatte eine funktionierende, selbständige und eigene Infrastruktur, eine leistungsfähige Landwirtschaft, eine durchschnittlich entwickelte Industrie und eigene Produkti- on in vielen Lebensbereichen.
Plötzlich vom bis dahin wichtigsten Partner Sowjetunion alleine gelassen, ver- suchte die bulgarische Regierung nun, ohne diese wesentliche Stütze aus der Vergangenheit in den 1990-er Jahren nach eigenem Gutdünken das Staats- schiff zu lenken. Das endete, mangels marktwirtschaftlicher Erfahrungen, aber fatal in einer unglaublichen Inflation : Am Anfang 1997 lag die Relation zum Dollar noch bei 1: 500 lv , ab Mitte Februar stürzte die Relation innerhalb von 2 Monaten auf 2.936 lv . ( Anmerkung der Redaktion : Die Währung Bulgariens ist Lew. – Mehrzahl = Lewa - lv. – 1 Lew = 0, 509 Euro)
Ein wirtschaftliches Desaster war die Folge, das sich dann bald unerträglich in einer Inflationsrate von bis zu 900 Prozent niederschlug. Zu Ende der 1990-er Jahre mußten mehr als ein Dutzend Banken in Bulgarien Konkurs anmelden, (Neuankömmlinge aus Österreich haben das erwartete Eldorado dort auch noch nicht ge- funden) , die Staatsverschuldung stieg ins Unermessliche und die Devisen-Re- serven schmolzen dahin. Das Volk war am Rand eines Bürgerkriegs.
Erst im April 1997 gelang es, den Wechselkurs zum Dollar auf bis zu 1.578 Leva je US-Dollar, zu verbessern. Die Übergangsregierung unter der Führung von Iwan Kostov schaffte es, die Inflation einzudämmen, sie führte eine Wäh- rungsreform durch und strich die letzten drei Stellen von jedem Preis.
Als dann der Glanz der zwölf Sterne auf der EU-Fahne auch im Balkanland erstrahlte, fanden sich bald unter den nunmehr als Sozialisten auftretenden Alt-Kommunisten genügend Volksvertreter, die ihr Heil in der Flucht zu einem potenten neuen Partner, eben der EU, erblickten.
Aus eigener Kraft hätte die unter Misswirtschaft sowie unter einem korrupten Staatsapparat und mit einer bankrotten Banken- und Finanzwelt dahinstolpern- de Volkswirtschaft die EU-Aufnahme-Bedingungen nie geschafft, wären da nicht „Fürsprecher“ aufgetreten, die Interesse hatten, die Schwäche des Landes für eigene Ziele zu nutzen und in der Folge vermutlich auch ein Interesse daran hatten, der neu aufkeimenden Wirtschaftsmacht EU ein faules Ei ins Nest zu schubsen.
Der Zufall wollte es, dass damals gerade der verheerende Jugoslawien-Krieg wütete, der hatte seine eigenen Gesetzmäßigkeiten. Man erzählt sich, dass von Seiten der kriegführenden Mächte, das waren die „Freedom and Demo- cracy“ (=USA durch die NATO), der in Bulgarien herrschenden Polit-Kaste, die auf der Suche nach neuen Partnern war, die sie aus der Misere herausholen können. Es wurde angeboten, ein „gutes Wort“ dafür einzulegen, dass Bulgari- en darauf hoffen dürfe, dass entweder ihr EU-Beitritts-Ansuchen oder die Auf- hebung der Visumpflicht in die USA für auswanderwillige Bulgaren wohlwol-
lend behandelt würden. Die Bedingung : Bulgarien müsse den Bombenfliegern der NATO für die Zer- trümmerung Jugoslawiens im Kampf gegen Serbien Überflugrechte einräumen. (Anm. der Red. : Daß diese Aktion als Ganzes völkerrechts-widrig war, ist immer bekannt gewesen. Wird na- türlich von den systemgesteuerten „Medien“ nicht breitgetreten.
– Sehenswert : >> http://www.youtube.com/watch?v=ydLINQBOF1U Dauer 44 sec )
Gesagt, getan : Ministerpräsident Iwan Kostov gelang es, ohne große Schwie- rigkeiten, in Geheimverhandlungen für sein Land die Annäherung an die EU zu erreichen und wurde dafür zum Volkshelden auf Zeit.
Tatsächlich war Bulgarien, ebenso wie Rumänien, aus vielerlei Gründen für eine EU-Vollmitgliedschaft zum damaligen Zeitpunkt in keiner Weise gerüstet und entspricht vermutlich auch heute, viele Jahre danach, nicht den dafür gül- tigen Aufnahme-Bedingungen.
„Bulgarien begann im Vergleich zu anderen Staaten des ehemaligen Ost- blocks erst sehr spät mit der Einführung marktwirtschaftlicher Reformen und der Aufnahme von Kontakten zu internationalen Finanz-Institutionen“ , be- schreibt ein Artikel „Der lange Weg zur Demokratie“ in einer deutschen In- ternet-Zeitung ( http://www.sibilla-egen-schule.de/konflikt/bulgar/bulgar.htm ) die schwierige Situation.
Haupt-Problemzonen sind die seit Jahren darniederliegende Wirtschaft, die überbordende Korruption, eine mangelhaft arbeitende Justiz, die der bekannt hohen Kriminalität im Lande keine Grenzen setzen kann – und vielleicht auch nicht will.
Grenzen setzte lediglich die EU, die den europäischen Arbeitsmarkt gegen Lohn-Dumping durch das extrem niedrige Lohnniveau der Bulgarien vor Mas- seneinwanderung schützte. Anders als bei dem Kapital, das keine Behinde- rungen hatte – wurde die Freizügigkeit der Menschen zum Schutz der EU- Arbeitsplätze vor den hungrigen Bulgaren bis Jänner 2014 weitestgehend un- terbunden.
Das Lohnniveau in Bulgarien ist bis heute so niedrig, das niedrigste in Euro- pa, dass sogar chinesische Firmen einzelne Aufträge auf Bulgarien übertra- gen. Ein Arbeiter, mit oder ohne Familie, muß mit rund 400 € oder auch we- niger auskommen. Besonders schlecht geht´s den Alten. So bekommen tau- sende Pensionisten, die jahrzehntelang brav unter dem kommunistischen Re- gime gearbeitet haben , heute oft nur 70 € im Monat, müssen aber bei den neu ins Land eingezogen Firmen wie Billa, Lidl, Kaufland, Hofer, usw. für alle Waren ganz normale EU-Preise bezahlen.
Da dafür nicht genug Geld da ist, geht´s auch der Wirtschaft schlecht. Einer der das zuletzt erkennen mußte, war der österreichische Baumarkt-Gründer Karlheinz Essl, der seine verlustreichen Baumärkte im Raum schließen muß- te. Auch die Telekom Austria hat sich mit dem Erwerb des Handy-Netzes Mobitel eher schlecht in den bulgarischen Kommunikationsmarkt eingekauft : Ein Handel, der auf Kosten der damaligen Telekom-Eigner (ÖIAG und Private) vor allem den Zwischenhändlern in Österreich Martin Schlaff, Josef Taus, Herbert Cordt und dem Zwischenfinanzier BAWAG ( Einkauf ohne Besicherung, vermittelt durch Helmut Elsner um ca. 600 Millionen , Verkauf um 1,6 Milliarden Euro) einen Gewinn in Höhe von etwa einer Milliarde Euro gebracht hat, was der finanziellen Situation der Telekom bis heute nachhaltig geschadet hat.
Das ganze Land am Schwarzen Meer dreht sich auch in der EU in einer riesigen Abwärts-Spirale. War die Industrieproduktion schon in den achtziger Jahren so dramatisch gesunken, dass der Lebensstandard rapid zurück ging, so leben heute nahezu 90 % der Bulgaren unter dem EU-Existenz-Minimum.
Das hat weitreichende Folgen : Die Jugend und die Intelligenz, die mit weni- ger als 400 Euro nicht leben kann und will, wandert aus. Die Universitäten und die Bildungseinrichtungen darben, die einst mit enormen Exporten blühen- de Landwirtschaft ist seit der Privatisierung für die Einheimischen, die jetzt von Importen mit billigster Ramsch-Ware aus dem Supermarkt leben müssen, nicht mehr erreichbar, der Bio-Sektor unerschwinglich.
Viele sprechen von Genozid, denn nichts funktioniert mehr, das ganze Land wird von In- und Ausländern ausgeplündert, Briten kaufen ganze Dörfer, die USA nützen in der unmittelbaren Nähe von Städten liegende Stützpunkte für hochgiftige Sprengungen ihres alten Kriegs-Materials, was die Gegend weit- räumig und nachhaltig verstinkt und den Leuten Kopfweh macht. Jeder macht, was er will. Auch die eigenen Leute, vor allem die Politiker. Sie greifen gerne zu, – wenn rar, aber doch – , EU-Gelder für Infrastruktur-Investitionen ins Land kommen. Eigennutz geht eben vor Gemeinnutz. Das alte Lied. (In Bul- garien gibt es viele hervorragende Chöre. ☺)
Obwohl man sich von der EU sagenhafte Bereicherung versprach, gibt es nicht wenige, die behaupten, dass selbst das ärmste Land der EU mehr ins blaugoldene Füllhorn hineinbezahlt als es aus diesem herausbekommen hat.
Die Hoffnungen der kleinen Leute haben sich nicht erfüllt : Sie erwarteten sich Obrigkeits-gläubig ein positives Einwirken des mit Bulgarien traditionell verbandelten Adeligen ( Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha ) , der sich nach Abzug der Krypto-Kommunisten und beim Sternengefunkel der EU ( ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ) unerwar- tet aus dem spanischen Exil wieder im Lande an der Donau blicken und sich mit viel Kaisergelb und einer von ihm begründeten Partei entsprechend hofieren ließ – fürstliche Großtaten – aber außer für ihn selbst, schaute dabei nichts raus : Er konnte sich fast alle seine von den Kommunisten verstaat- lichten Besitzungen wieder zurückholen.
Jetzt ist Bulgarien personell und finanziell ausgeblutet, eigentlich „reif für die Übernahme“ durch die neuen Glücksritter, die sich als „Retter“ mit dem Ster- nenbanner (die goldenen Sterne auf blauem Hintergrund sind ursprünglich einem Madonnen-Porträt entlehnt) gerieren oder mit Rettungsschirmen wie in Griechenland viel Wind machen und bei den nach fünfhundert Jahren Türken-Herrschaft, Krieg und Kommunismus völlig dezimierten und abgestierten Bulgaren erneut abkassie- ren. Wie z. B. die niederösterreichische EVN, die ihre Balkan-nahe Geschäfts- politik im fernen Land als Strom-Monopolist so hart nützt, dass es schon zu einer Art Hunger-Revolte der Stromkunden kam, weil sie die Rechnungen der
„neuen Freunde“ aus Europa ( EVN heißt offenbar auch E UROPA V ERNÜNFTIG N UTZEN ) nicht mehr bezahlen konnten. ( Anm. d. Red. : EVN ist der Strom-Anbieter in NÖ. E NERGIE V ERNÜNFTIG N UTZEN . Hieß früher – vor dem EU- Globalisierungs-Zeitalter – NEWAG = N iederösterr. E lekrizitäts- W erke – A ktien - G esellschaft ) (Anm. d. Red. : >> http://kurier.at/wirtschaft/unternehmen/bulgarien-evn-autos-in-brand-gesteckt/3.340.657 )
Ende erster Teil. ( Wird mit einem Teil 2 fortgesetzt )
Autorin ist Svetlana P., 29 Jahre alt, derzeit in Wien. ( Sie schrieb diesen Bericht im Mai 2014 )
✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Als 2004 eine ganze Reihe Ostländer (Ungarn, Estland, Lettland, usw.) zur EU kamen : Schreibt nun der politisch gesteuerte Staats-Sender (ORF), daß kaum eine von den damaligen befürchteten Prognosen eintrat. >>> http://orf.at/stories/2227828/ Von den EU-Beitritts-Lügen aus dem Jahre 1994 (Im Zuge der österr. Beitritts-Ab- stimmung) schreibt er ja nix, dieser gleichgeschaltete Zensur-Sender.
Einige erinnern sich vielleicht noch an eine TV-Aussage von Ex-BK W. Schüssel – vor dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien (2007) : „Wir müssen diese Länder reinholen in die EU, um deren Lebensstandard anzuheben.“ – Bald werden wir jedoch deren Lebensstandard erreicht haben – anstatt daß der dortige Lebensstan- dard angehoben wird !! (Mit anderen Worten : Wir werden „herangeführt“ an den Lebensstandard von Ländern wie Rumänien und Bulgarien !!) Einige Quer-Verweise von damals zum Thema :
http://www.news.at/a/marzipan-eu-rumaenien-bulgarien-lebkuchen-karte-159374
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20051229_OTS0129/bundeskanzler-wolfgang-schuessel-bulgarien-ist-ein-hoffnungsland-fuer-oesterreich
http://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-ratspraesidentschaft-oesterreich-sieht-eu-perspektive-fuer-den-balkan/2593942.html
http://www.vol.at/eu-beitrittsvertraege-bulgarien--rumaenien-fix/vol-news-yvhunnius-20050412-011352
Der – unserer Meinung nach – völlig realitäts-fremden Schüssel-Aussage sei noch zu entgegnen : Wenn ich ein Rennpferd und einen Ochsen zusammenspanne, wird der Ochse n i c h t schneller – sondern das schnelle Pferd langsamer !!! (Genauso ist es in der EU mit den Ländern, die doch eine zu sehr verschieden starke Wirt- schafts-Leistung aufweisen. – Jeder Ökonom kann dies erklären / begründen, die „Politische Klasse“ sieht das offenbar etwas anders. – Ja, lege ich die Gesunden und die Kranken in ein Bett, werden auch die Gesunden krank. Das ist die Wahrheit !!)
Ach ja, da fällt uns ein, was uns eine rumänische Pflegerin vor einiger Zeit er- zählte : „Meine Eltern und alle meine Verwandten sagen, daß wir seit dem EU- Beitritt nun noch ärmer geworden sind."
Zum Abschluß ein Bericht aus einem weiteren EU-Land aus dem ehemaligen Ostblock :
Im Zuge der E U -Ost-Erweiterung traten mit Wirkung 1. Mai 2004 Estland und 9 weitere Länder der E U bei. Hier ein Gast-Kommentar eines Bürgers aus Estland :
EU betreibt neue Art von Kolonialismus.
MEINE HEIMAT ESTLAND ist Jahrhunderte lang von verschiedenen Eindringlingen geplündert worden, zuletzt von den Russen, und dann endlich wurden wir mehr oder weniger selbständig. Den Größenwahn haben wir beim Sowjet-System schon einmal erlebt, und jetzt kommt es vom Westen wieder, denn manche Griffe von Moskau und Brüssel sind einander ähnlicher als zwei Tropfen Wasser ! Die EU-Ost-Erweiterung ist nichts anderes als ein klassisches Beispiel der neuesten Art des Kolonialismus, des Finanz-Kolonialismus. Heute braucht es keine Gewehre und Kämpfe mehr, sondern man bedient sich bilateraler und anderer Verträge. Die Bürger brauchen nicht mehr getötet zu werden.
Es ist viel „besser“, durch sogenannte „Hilfsprogramme“ die örtlichen Einwohner zu Schuldnern und damit abhängig und hilflos zu machen ! Weil wir alle unvermeidlich Verbraucher und Käufer sind, erzielt man durch uns viel mehr Gewinn, wenn wir leben. Unser Landesinneres und die besseren Grundstücke an der Küste sowie die konkurrenzfähigen Firmen sind fast alle in ausländischer Hand, so auch Bahn und Telekom-Firmen. Unsere größten Banken gehören schon lange den Schweden, und unsere Landwirtschaft ist gelähmt, wenn nicht vollkommen zerstört. Das Sowjet-Imperium wiederholt sich mit der EU, ist jetzt nur anders – west- modisch – gekleidet. Tõnis Tulp, Viljandi, Estland.
Herr Tulp war als Vortragender zu Gast in Österreich, er schrieb für das E U -kritische Magazin „Wegwarte“ , weiters den obigen Leserbrief in der „Kleinen Zeitung“ Graz am 12. Jän - ner 2006.
¸ www. nachdenk-seite. at ž
http://www.nachdenk-seite.at/